
Black Sounds im Prater
Im März 1999 sprach mich in Berlin DJ Delta an, ob ich nicht ein weibliches DJ-MC-Team gründen wollte. Und ob ich wollte! Delta war 1996 aus London nach Berlin gekommen und hatte von Anfang an den Wunsch, das Reisen und das DJing zu kombinieren, um positive Vibes weltweit zu promoten und ‚Spirits‘ zusammenzuführen. „Delta ist dafür bekannt, sich nicht einem Stil verschrieben zu haben, sondern alle Spielarten moderner elektronischer Tanzmusik abzudecken“, schrieb das Berliner Magazin FLYER im September 1997. Mit ihr zusammen erfand ich den Namen FEMMES WITH FATAL BREAKS, der sich von dem musikalischen Style ableitet, den wir damals verwirklichen wollten: Breakbeats. Delta kannte noch zwei andere DJs: Vela und Supersiren. Wir vier gründeten das erste weibliche DJ-MC-Team von Berlin – und der Bastard Club (im Prater) war der Ort an dem wir unsere erste Residency bekamen, eine zunächst zweimonatige Party, die schon im Folgejahr eine monatliche FEMMES WITH FATAL BREAKS-Party wurde. Als FEMMES WITH FATAL BREAKS förderten wir fortan einen musikalisch eklektischen basslastigen Style. Unsere Gäste waren häufig selbst Künstler*innen, Musiker*innen, Theatermacher*innen, Schriftsteller*innen – in etwa eine Mischung von Leuten, die dieser Ort wohl schon zu DDR-Zeiten angezogen hatte. Es war eine aufregende Zeit, denn alles, was im Prater musikalisch lief, wurde von anderen Kulturschaffenden gehört und auf eine Art wieder in die gesellschaftliche Kulturproduktion eingespeist. Der Betreiber des Bastard Clubs damals gehörte zeitweise zu der Crew, die 1998 den Club Maria am Ostbahnhof ins Leben gerufen hatte – wo übrigens die FEMMES (zusammen mit den Electronauten) ihre allererste Party starteten. Als die Crew den Club in der Kastanienallee eröffnete, der viel kleiner – also sozusagen ein Kind von Maria – war, entstand auch gleich der Name: Bastard Club. Die hohe Decke war relativ ungewöhnlich für damalige Clubs und fühlte sich gut an beim Tanzen. Gegen zwei Uhr morgens wurde es langsam voll, die besten Sets wurden zwischen zwei und vier Uhr gespielt, dann waren auch die meisten Leute da.
Dieser Text ist ein Auszug aus der Publikation „Black Sounds im Prater“, die 2023 im Rahmen der Reihe „Prater Perspektiven“ veröffentlicht wurde.


